Wenn es mal nicht so läuft
Nach einem Hoch folgt bekanntlich ein Tief. Auch beim Laufen. So jedenfalls fühlte es sich für mich in den vergangenen Wochen an. Es lief einfach nicht. Ursachen mag es viele geben. Wie ich damit umgehe? Auf jeden Fall nicht den Kopf in den Sand stecken! Was ich genau damit meine, lest ihr in diesem Blog-Beitrag.
Jeder “Flow” beim Laufen hat ein Ende…
Das Jahr startete für mich mit einem großen persönlichen Erfolg. Ende April absolvierte ich einen Marathon in 04:01:34 Stunden. Das Training auf dieses Ziel hin war intensiv, aber erfolgreich. Nur einige Wochen später, Anfang Juni, lief ich „aus Spaß“ bei einem kleinen Volkslauf in Bernburg einen Halbmarathon. Offenbar war ich körperlich in Höchstform, denn ohne gezieltes Training erreichte ich eine persönliche Bestzeit von 1:52:09 Stunden, beflügelt von der tollen Atmosphäre auf der Laufveranstaltung. Das war ein wahrer “Flow” würde ich sagen. Auch vor einigen Wochen lief es noch super. Bei einem Stundenlauf für einen guten Zweck auf dem Sportplatz schaffte ich eine neue persönliche Bestzeit über zehn Kilometer – 49:42 Minuten. Und das trotz (oder vielleicht gerade wegen) unzähliger Runden auf der 400-Meter-Bahn auf dem Sportplatz. Ebenfalls ohne gezieltes Training. Meine Freude war groß. Danach ging es bergab.
Ich umrundete Mitte September gemeinsam mit zwei Lauffreunden im Rahmen von „Run the Lake“ den Hainer See. Ich merkte schon von Beginn an, dass ich nicht ganz fit bin. Die 16,5 Kilometer strengten mich enorm an, auch wegen merkwürdiger Schmerzen, die mich seit einiger Zeit schon begleiteten. Nach dem Lauf wieder zu Hause fühlte ich mich genauso fertig wie einst nach einem 30-Kilometer-Lauf im Rahmen eines Marathontrainings. Die darauffolgenden Tage machte mein Körper noch mehr schlapp und er zwang mich zu zehn Tagen Laufpause. In der Zeit konnte ich mich gut auskurieren, sodass ich am elften Tag wieder eine vorsichtige, kurze Runde wagte.
Aller (Neu-) Anfang ist schwer
Dieser Lauf und die darauffolgenden enthielten neue Rekorde – doch leider nicht in Schnelligkeit oder Distanz, sondern im Herzfrequenzbereich. Die Uhr warnte mich nach jeder Einheit, dass ich hauptsächlich im roten Bereich, also im Herzfrequenzbereich über 165 bpm (Beats per Minute) gelaufen bin und dass das Training sehr anstrengend gewesen sei. Während des Laufes selbst kontrolliere ich nur selten meinen Puls, da es mich davon abhält, diesen wunderbaren Sport zu genießen. Dennoch, ich habe es gespürt. Der Brustkorb spannte bei jedem Atemzug. Und das, obwohl ich deutlich langsamer lief als die Geschwindigkeit, die ursprünglich meine Komfortzone war – also das Tempo, bei dem ich mich noch gut unterhalten kann. Während meines „Flows“ waren das locker zwischen 5:20 und 5:30 min/km. Nun war ich auf eine Pace zwischen 5:50 und 6:00 min/km abgerutscht. Klar, das kann ganz schön frustrieren. Doch aus meiner Sicht ist das alles eine Frage der Einstellung.
Was die konkrete Ursache dieses Tiefs beim Laufen war, weiß ich bis heute nicht. Eine Diagnose für die Schmerzen, die mich zur Laufpause zwangen, habe ich bis heute noch nicht erhalten. Zum Glück sind sie aber genauso von allein wieder gegangen wie sie gekommen sind. Die erhöhte durchschnittliche Herzfrequenz beim Laufen (etwa zehn Schläge höher pro Minute als normalerweise) signalisierte mir bis vor Kurzem allerdings, dass noch irgendetwas nicht zu 100 Prozent stimmte. Die nahe gelegenste Vermutung ist, dass mein Körper schlicht auf das hohe Stresslevel in meinem Alltag reagiert hat, das über mehrere Wochen hinweg anhielt. Möglicherweise wollte er mich so dazu zwingen, einen Gang herunterzuschalten.
Alles eine Frage des Blickwinkels
Ich setze mich keinesfalls auch noch beim Laufsport unter Druck. Noch mehr als je zuvor habe ich mir ins Bewusstsein gerufen, dass ich niemandem etwas beweisen muss. Ich laufe für mich selbst. Es ist mein Elixier, um nach einem langen Arbeitstag wieder neue Energie für Geist und Seele zu schöpfen. Das klappt wunderbar bei jedem Tempo. Egal, ob ich 60 Minuten für zehn Kilometer brauche oder nur 50 Minuten. Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, im Gegenteil. Es freut mich, dass ich überhaupt dem Laufsport nachgehen kann! Ich höre genau auf meinen Körper, möglicherweise intensiver als vor meinem „Tief“, das vielleicht gar keines war – alles eine Frage des Blickwinkels. Ich laufe nur so schnell wie es mir guttut, genieße dabei die frische Herbstluft und die Natur um mich herum. Das reicht mir, um von einem Lauf glücklich wieder nach Hause zu kommen.
Klar, mein Fitnesslevel ist gesunken. Wettkampfläufe im Rahmen von Laufevents wären jetzt wohl von großem Misserfolg geprägt – zumindest was das Tempo betrifft. Am 31. Oktober bin ich für den Halbmarathon Leipzig angemeldet. Dann werde ich sehen, ob das Ergebnis meiner aktuellen Einschätzung Recht gibt. Dennoch, ich freue mich auf das Event, die Strecke soll herrlich sein. Und die Medaille auch. Die gibt es bekanntlich für alle Finisher, egal wann sie ins Ziel kommen. 😊
Jedes Tief beim Laufen hat ein Ende…
Ihr merkt schon, ich sehe es entspannt und genieße trotz des Tiefs das Laufen. Denn das gehört einfach dazu. Ich möchte nur einen einzigen Sportler kennenlernen, bei dem es in der gesamten sportlichen Karriere nur Erfolge gab. Wer einen Namen kennt, möge mir diesen bitte in den Kommentaren nennen. Man lernt nie aus. 😉
Wie sagt man so schön? Nach jedem Tief folgt ein Hoch. Es wird wieder bergauf gehen. Davon bin ich überzeugt. Es wird auch künftig noch unzählige Laufveranstaltungen geben (hoffentlich ab jetzt wieder mehr „real“ als „virtuell“), bei denen ich nach neuen Bestzeiten jagen kann. Wenn Geist, Seele und Körper es auch wirklich wollen.
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