Laufen in Zeiten von Corona

Wir erleben aktuell außergewöhnliche Zeiten. Das Coronavirus ist Ursache für einen seit Wochen anhaltenden Ausnahmezustand auf der Welt. Ein Platz in sämtlichen Geschichtsbüchern der Zukunft hat es sich damit definitiv gesichert. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und der Tatsache, dass es noch keinen Impfstoff, geschweige denn ein Gegenmittel gibt, wurde das öffentliche Leben weitgehend eingeschränkt. So Vieles, was zuvor als selbstverständlich galt, war bis vor wenigen Tagen nicht mehr möglich. Sei es die spontane Shoppingtour, das Treffen mit Freunden in der Lieblingsbar oder die regelmäßigen Laufrunden mit der lieb gewonnenen Laufgruppe.

Was das Laufen betrifft, können wir uns hierzulande noch glücklich schätzen. Wir durften selbst in den Wochen, in denen die strengsten Ausgangsbeschränkungen galten, unserer Laufleidenschaft nachgehen. Zwar nur allein oder zu zweit, aber immerhin, es war möglich. In anderen Ländern, in Frankreich beispielsweise, wo man sich nur eine Stunde und im Umkreis von einem Kilometer um den eigenen Wohnsitz draußen aufhalten darf, sah das ganz anders aus. Dennoch, auch hierzulande gibt es eine auffällige Auswirkung durch Corona auf den Laufsport. Auf einmal sind in den Parks und Stadtrandwäldern auffällig mehr Jogger unterwegs als zuvor üblich. Klar, mehr Läufer als im Winter trifft man allemal, sobald die Frühlingssonne für den ersten Teint im Gesicht sorgt. Sehr viele Laufveranstaltungen finden normalerweise im Frühjahr statt, auf die sich unsereins emsig vorbereitet. Doch es gesellen sich nun Sportler vieler anderer Disziplinen hinzu. Fitnessstudios haben geschlossen, Teamsport ist nicht möglich. Somit entdecken sie aufgrund mangelnder Alternativen mehr oder minder freiwillig den für uns Hobbyläufer so geliebten Ausdauersport nun auch für sich. Ein interessantes und auch erfreulich zu beobachtendes Phänomen, wie ich finde.

Aber nicht nur die Anzahl der Läufer hat sich geändert. Die Einschränkungen haben auch Auswirkungen, die mich direkt und mein Lauftraining in dieser Zeit betreffen. Ich war für den Elbdeichmarathon am 19. April 2020 in und um Tangermünde angemeldet, und zwar für die Halbmarathon-Distanz. Mein Training über den Winter lief so hervorragend, ich visierte daher eine neue persönliche Bestzeit an. Doch wie alle anderen Laufveranstaltungen musste auch diese coronabedingt abgesagt werden. Mit der Absage sank meine Motivation, mich weiter mit intensiven Trainingseinheiten „zu quälen“. Eine tolle Geste der Veranstalter war, dass sie Shirt und Medaille an alle angemeldeten Läufer sendeten. Mir ging es aber so, dass es sich irgendwie falsch anfühlte, eine Medaille in Händen zu halten von einem Lauf, den ich gar nicht gefinished habe. Traurigkeit schwang mit der Freude über diese Geste mit. Umso schöner war es, als ich erfuhr, dass man doch zum Lauf antreten kann. Nur eben nicht vor Ort, sondern in heimischen Gefilden.

Virtueller Elbdeichmarathon Tangermünde

Somit lief ich den Halbmarathon am 19. April doch, und zwar in Halle anstatt in Tangermünde. Vom Ergebnis dessen sendete ich einen Nachweis an die Organisatoren, die wiederum eine Urkunde mit meiner Zielzeit online zur Verfügung stellten. Ich wusste, dass nicht nur ich, sondern viele andere Läufer auch virtuell teilnahmen. Das löste auf eine ähnliche Art und Weise ein Gemeinschaftsgefühl aus, als wäre man mit allen anderen zusammen vor Ort. Danke an die Organisatoren jeder einzelnen Laufveranstaltung in den vergangenen Wochen, die uns dies ermöglichten. Viele Veranstalter organisierten ähnliche virtuelle Läufe. Das war eine wahre Motivation, trotz der aktuellen Umstände am Ball zu bleiben. Für mich war außerdem selbstverständlich, kein Startergeld zurückzuverlangen. Nur so können wir einen Beitrag leisten, dass es Laufveranstaltungen auch in Zukunft nach der Pandemie noch geben kann. Denn die Veranstalter leiden gerade genauso unter den wirtschaftlichen Auswirkungen wie viele andere Branchen.

Laufen verbindet, heute vielleicht sogar mehr als je zuvor! Eine weitere Auswirkung auf mich als eine sehr gesellige Läuferin war der Verzicht auf die Läufe in der Gruppe. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

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