Der Effekt von Gruppendynamik beim Laufen

Ich bin lange Zeit für mich allein oder mit nur einem Laufpartner gelaufen. Es ist schön, so den Kopf frei zu kriegen nach einem stressigen Tag. Oder intensive Gespräche mit dem Laufpartner beim sonntäglichen langen Lauf zu führen. Doch gerade im Zuge der Vorbereitung auf einen Halbmarathon oder Marathon, erweisen sich die Trainingseinheiten in einer Laufgruppe als weitaus effektiver, wie ich herausfinden durfte.

Im Sommer vergangenen Jahres entschied ich also im Zuge meines Trainings für den 18. Mitteldeutschen Marathon (MDM) am 13. Oktober 2019 mich dem Cierpinski Lauftreff in Halle (Saale) anzuschließen. Termin war, mit Beginn etwa 3 Monate vor dem MDM, jeden Donnerstag, 18 Uhr am Rande unseres Stadtrandwaldes, der Dölauer Heide. Am Anfang waren wir sehr viele Läufer, sodass sich je nach Trainingslevel verschiedene kleinere Gruppen bildeten, die mit selbiger Geschwindigkeit 7-9 km durch den Wald liefen. Ich genieße es, einfach mal mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln und Erfahrungen auszutauschen. Schließlich ist meine Laufleidenschaft bei Familie, Partner, den meisten Kollegen und Freunden recht schnell ein Thema, das früher oder später zu Augen verdrehen führt…

Mitteldeutscher Marathon 2019

Im Ziel des MDM Mitteldeutschen Marathons Halle 2019

So freute ich mich von Mal zu Mal mehr auf den Treff mit der Gruppe donnerstags abends. Den MDM habe ich erfolgreich innerhalb meiner Zielzeit von 4:14 Stunden gemeistert. Dazu haben die Trainingseinheiten in der Gruppe sicher nicht unwesentlich beigetragen. Überraschend war jedoch, dass die Begeisterung für das Laufen in der Gruppe nach dem Marathon noch intensiver wurde. Ich gehörte zu einem Teil von Läufern, die sich entschieden, den Lauftreff auch nach dem erzielten Wettkampf fortzusetzen. Eine WhatsApp-Gruppe war schnell ins Leben gerufen, um uns für gemeinsame Laufeinheiten zu verabreden. So ging es recht schnell, dass wir uns nicht nur donnerstags, sondern auch am Wochenende immer wieder zum Laufen trafen, was bis heute Bestand hat.

Laufen in einer Gruppe verbindet

Nach einem langen Trainingslauf mit der Laufgruppe im Februar 2020

Den Kern unserer Laufgruppe bilden etwa 10 laufbegeisterte, sympathische und interessante Menschen jeden Alters und Geschlechts. Etwa nochmal so viele Personen sind gelegentlich mit von der Partie, je nachdem wie die Zeit es erlaubt. In den letzten Monaten, vor allem über den Winter, sind wir durch unsere regelmäßigen Lauftreffs enorm zusammengewachsen. Dank der Dynamik der Gruppe habe ich kurz vor der Corona-Krise sogar mit dem Gedanken gespielt, an einem weiteren Marathon teilzunehmen, dem Oberelbe-Marathon in malerischer Kulisse von Königstein nach Dresden am 26. April 2020. Doch dann kamen neben den Absagen der Laufveranstaltungen auch die Kontakteinschränkungen, die das Laufen in der Gruppe unmöglich machten.

Ich gebe zu, der magische Flow war dahin. Ein langer Sonntagslauf allein ist eben nicht dasselbe wie in der Gruppe. Es fehlt die Dynamik, die einen antreibt, vor allem bei Distanzen ab 20 km. Natürlich laufe ich auch gern mal allein, wie zu Beginn dieses Beitrags erwähnt. Aber 3 Stunden am Stück, das ist nicht zu unterschätzen. Die Gedanken im Kopf werden immer und immer lauter je mehr Kilometer hinter mir liegen. Das ist eine wahre Belastungsprobe für die Psyche. Respekt jedem Läufer, der diesen inneren Kampf bei Distanzen von 30 km und mehr mit sich selbst durchsteht!

Dennoch, abgesehen von den langen Laufeinheiten heißt dieses „Physical Distancing“ für uns im Lauftreff keinesfalls „Social Distancing“. Unsere WhatsApp-Gruppe nutzen wir aktiver denn je, um in Kontakt zu bleiben. Wir reporten unsere Laufeinheiten, motivieren uns gegenseitig oder verabreden uns zu kleinen Challenges, die jeder für sich durchführt, um dann die Ergebnisse in der Gruppe zu teilen und zu vergleichen. Manchmal tauschen wir uns auch einfach nur aus… Über Gedanken und Sorgen, auch über Rückschläge im Lauftraining. Denn die erlebt garantiert jeder Läufer, egal wie leidenschaftlich und fortgeschritten er ist.

Ich bin begeistert über diese intensive Kommunikation und ich spüre, wie wir innerhalb der Laufgruppe durch diese Krise noch enger zusammenwachsen. Ich liebe es zu laufen. Es gibt mir jetzt mehr als je zuvor ein Gefühl von Freiheit und Kraft. Es inspiriert mich sogar in meinem täglichen Leben. Aber die Gruppendynamik ist mein Antrieb, mich auch allein aus der Komfortzone herauszuwagen, an meine läuferischen Grenzen zu gehen und über mich hinauszuwachsen. Jeder Läufer sollte es selbst ausprobieren, wie sich das Laufen in der Gruppe auf den eigenen Trainingserfolg auswirkt. In unserem Cierpinski Lauftreff in Halle heißen wir jederzeit neue Gesichter herzlich willkommen. Wenn du interessiert bist, kontaktiere mich gern für weitere Infos.

Kommentare

Stefan

Deinen Artikel kann ich nur bestätigen. Ich freue mich mittlerweile auch immer auf unsere Läufe mit der Laufgruppe! In Erinnerung wird natürlich unser aller virtueller OEM bleiben 🙂

    Franziska Prill

    Hallo Stefan, stimmt, unser virtueller Oberelbe-Marathon war eines unserer Highlights, das ich auch nicht vergessen werde. 😊

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