Rückblick auf den 4. Bernburger Halbmarathon
Vor nunmehr einer Woche fand nach vielen Monaten endlich wieder eine richtige Laufveranstaltung statt – der 4. Bernburger Halbmarathon. Ja, damit meine ich ein sportliches Event „in echt“, an einem festen Ort zu einer festen Zeit. Nicht virtuell. Meine (Vor-)Freude auf dieses in Zeiten von Corona besondere Ereignis war entsprechend groß. Was die Folge dieser ausgesprochenen Vielzahl an Endorphinen für mich war, dazu mehr in diesem Blog-Beitrag.
Eine „echte“ Laufveranstaltung in Zeiten von Corona?
Das erste Mal erfuhr ich etwa zwei Monate vor dem Bernburger Halbmarathon von dieser Laufveranstaltung. Wir befanden uns noch mitten im Lockdown mit Kontaktbeschränkungen, geschlossenen Geschäften und Gastronomie. Veranstaltungen waren undenkbar. Die Inzidenzzahlen sanken nur sehr langsam. Das stimmte mich eher pessimistisch, dass ein Laufevent trotz der Begrenzung auf 200 Teilnehmer einige Wochen später möglich wäre. Trotzdem meldete ich mich an, da die Veranstalter versprachen, die Teilnahmegebühr erst abzuziehen, wenn der Halbmarathon wirklich stattfinden darf. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Wie sich zeigte, war es die richtige Entscheidung. Die Corona-Fallzahlen sanken plötzlich rapide, Bestimmungen wurden gelockert und so gaben die Behörden – zwar unter strengen Auflagen – grünes Licht für den 4. Bernburger Halbmarathon 2021. Eine Voraussetzung war, dass die Teilnahme nur für vollständig Geimpfte, Genesene oder Personen mit einem negativen Schnelltest-Ergebnis nicht älter als 24 Stunden zugelassen ist. Ich fiel in die letzte Gruppe. Zum Glück habe ich die Möglichkeit, auf meiner Arbeit einen Antigen-Schnelltest zu machen. So war zumindest mein Plan: Am Freitagnachmittag vor dem Tag der Laufveranstaltung den Test erledigen, um am Samstagmorgen entspannt nach Bernburg fahren zu können. Wenn ich es nicht vergessen hätte. Leider kann man auch mit Anfang 30 bereits sehr zerstreut sein. 😅
Somit hieß es am Morgen des Laufs für mich, mehr Zeit einzuplanen und den Schnelltest direkt auf dem Veranstaltungsgelände durchzuführen. Vor Ort lösten sich meine Befürchtungen, in einer Warteschlange anstehen zu müssen, in Luft auf. Die Veranstalter des Bernburger Halbmarathons, der PSV Bernburg, waren top organisiert. Eine Maßnahme, vor allem aufgrund der Corona-Hygieneregeln, war, den Start in vielen Wellen durchzuführen. Je Welle starteten 25 Läufer. Dementsprechend entzerrten sich auch die Ankunftszeiten der Teilnehmer auf dem Gelände, was wiederum Wartezeiten minimierte.
Mir wurde die Startzeit um 10 Uhr zugewiesen, wie auch den meisten anderen Teilnehmern aus unserem Cierpinski Sport Lauftreff, was mich sehr freute. Also war ich bereits 8:45 Uhr auf dem Gelände eingetroffen, um den Schnelltest zu machen und danach ausreichend Zeit für das Abholen der Startunterlagen zu haben. An der Schnelltest-Station gab es gar keine Warteschlange. Offenbar waren die meisten Läufer bereits geimpft, genesen oder nicht so vergesslich wie ich und haben den Antigen-Test bereits am Tag zuvor gemacht. Gut für mich. Nach 15 Minuten war die Prozedur inklusive Warten auf das Negativ-Ergebnis erledigt und ich konnte mich zur nächsten Station der Startunterlagenausgabe begeben.
Vorfreude vor dem Startschuss des Halbmarathons in Bernburg
Letzte Vorbereitungen unmittelbar vor dem Start des 4. Bernburger Halbmarathons
In der Zwischenzeit trafen auch meine Lauffreunde aus unserem halleschen Lauftreff ein. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Ich stellte fest, dass es seine Vorzüge hat, wenn die Formalien mit ausreichend Vorlaufzeit zum Start erledigt sind. Dieses Vorgehen hätte mir bei meiner Teilnahme an Laufveranstaltungen auch in Zeiten vor Corona viel Stress erspart. Wie oft ich doch in letzter Sekunde vor dem Startschuss an der Startlinie stand…
Als wir alle die Startunterlagen hatten, war noch genug Zeit, um uns aufzuwärmen, eine letzte Biopause zu machen (finde ich extrem wichtig vor einem Lauf) und reichlich zu trinken. Es war bereits morgens 20 °C warm, fünf Grad wärmer sollten es während des Laufs noch werden. Dazu war es sonnig und schwül. Also gar nicht mein Wetter und nach meinem Empfinden ein Lauf durch Bernburgs Tropenwald. Aber an diesem Tag war mir das egal. Ich freut mich so sehr, endlich wieder ein „echtes“ Laufevent mitzuerleben und andere laufbegeisterte Teilnehmer zu sehen, die aus genau demselben Grund strahlten.
Ich habe mir für den Bernburger Halbmarathon keine Zielzeit vorgenommen. Einfach die Atmosphäre auf der Strecke genießen, das war mein Ziel. Schließlich bin ich nur sechs Wochen zuvor einen Marathon gelaufen und habe es seitdem ruhig angehen lassen, um mich zu erholen und Verletzungen vorzubeugen. Also stand weder ein Intervalltraining noch eine sonstige Tempoeinheit zur Vorbereitung auf meinem Programm.
Der Weg ist das Ziel
Unser Cierpinski Sport Lauftreff an der Startlinie
Dann endlich war es soweit. Wir standen an der Startlinie, ließen noch schnell ein Gruppenfoto im Teamoutfit machen (so viel Zeit muss sein) und dann gab der Moderator schon das Startsignal. Wir liefen los und schnackten während der ersten Kilometer fast pausenlos. Auch stellten wir mit Blick auf unsere Laufuhren fest, dass wir zügiger unterwegs waren als es sich anfühlte. Das Tempo zu drosseln war gar nicht so einfach, so beflügelt waren wir. Die Strecke trug zu diesem Hochgefühl bei. Sie führte zum großen Teil entlang der Saale durch die Natur, sodass uns die Bäume wertvollen Schatten spendeten. Die letzten Kilometer führten am Schloss Bernburg vorbei, was das i-Tüpfelchen der traumhaften Streckenführung bildete.
„Echte“ vs. virtuelle Laufevents
Die Laufveranstaltung rief mir wieder ins Bewusstsein, was mir nach der langen Zeit, in der solche Sportevents undenkbar waren, so sehr fehlte: Die Menschen entlang der Strecke, die anfeuerten (wenn auch wegen der Hygieneregeln nur sehr vereinzelt), sich keine Gedanken über den Streckenverlauf machen zu müssen, Verpflegungspunkte mit netten Helfern, Moderation mit Musik im Start- und Zielbereich. Außerdem fand ich es toll, andere Teilnehmer auf der Strecke zu sehen. Ich grüßte jeden entgegenkommenden Läufer und jede Läuferin mindestens mit einem Lächeln. Da die Strecke einen Wendepunkt hatte, waren das Einige. Ein Highlight war im Ziel der Empfang der hübschen Finisher-Medaille, die sich so verdient anfühlte, weil man soeben die 21,1 Kilometer wirklich geschafft hatte.
All das kann ein virtueller Lauf, bei dem jeder für sich allein an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit läuft, nicht bieten – so gut diese Not-Lösung in Zeiten von Corona auch gemeint ist.
Überraschung im Ziel – neue persönliche Bestzeit
Ich lief bis etwa zur Hälfte der Strecke gemeinsam mit einem anderen Teilnehmer meiner Laufgruppe. Dann nahm ich bewusst das Tempo raus, denn ich wollte vermeiden, dass später „der Mann mit dem Hammer“ überraschend um die Ecke kommt und mir mein Lächeln beim Zieleinlauf raubt. Mein Plan ging auf. An Kilometer 19 befand sich ein Biergarten, in dem mein Mann gemeinsam mit einem Kumpel die Wartezeit auf mich überbrückte. Als er mich erspähte feuerte er mich zur Motivation an. Im Nachgang berichtete er mir, dass er mich während eines Halbmarathons bei dieser bereits zurückgelegten Distanz noch nie so frisch und gut gelaunt erlebt hätte.
So lief ich ins Ziel und hatte noch genug Energiereserven übrig, um in den letzten 500 Metern ordentlich Gas zu geben. Und was bescherten mir diese vielen Endorphine und die großartige Atmosphäre während der Laufveranstaltung? Eine neue persönliche Bestzeit! 1:52:09 Stunden für die Halbmarathon-Distanz. Ich musste mehrmals auf meine Laufuhr schauen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Erst die offizielle Ergebnisliste, die kurze Zeit später von den Organisatoren online zur Verfügung gestellt wurde, ließ es mich realisieren. Meine Freude war umso größer. Dabei wollte ich doch einfach nur mitlaufen, um dabei zu sein. Ganz entspannt. Womöglich ist genau das das Geheimnis dieses persönlichen Erfolgs. 😊
Danke an die Veranstalter des 4. Bernburger Halbmarathons!
Glückliche Gesichter unseres Lauftreffs nach dem Lauf in Bernburg
Zum Abschluss tauschten wir Lauffreunde unseres Cierpinski Sport Lauftreffs uns noch über unsere Ergebnisse und Eindrücke aus, während wir ein Stück leckeres Erdbeertörtchen genossen, das eine Lauffreundin mitbrachte. Vielen Dank dafür!
Mein Dank geht vor allem an die Organisatoren des 4. Bernburger Halbmarathons, den Polizeisportverein Bernburg e.V.! Wenn ihr nicht den Biss gehabt hättet, die Laufveranstaltung zu planen und trotz der strengen Hygiene-Maßnahmen durchzuziehen, hätten wir Teilnehmer alle diesen besonderen Tag nicht erlebt, den wir mit Sicherheit noch sehr lange in positiver Erinnerung behalten werden! Und wer weiß, wann es sonst erst zu meiner neuen persönlichen Bestzeit für den Halbmarathon gekommen wäre. 😉
Vielen Dank und bis bald zum nächsten „echten“ Laufevent!
© Einstiegsfoto: Dieter Wiemann, PSV Bernburg
Mirko
Hi Franzi, hast Du sehr schön und detailliert geschrieben. Echt toll und Glückwunsch zu Deiner Bestzeit! Und genau deshalb lohnt es sich, solche “Events” auf die Beine zu stellen … egal ob virtuell bei “80 Tage um die Welt.” oder eben hier real … glückliche Menschen, die Spaß haben… und es auch zu schätzen wissen. 🙂 Lieben Dank. (Mirko vom PSV… Du kennst mich 😉 lg