Laufen auf der Wanderinsel Madeira
Wie sagt man so schön? Was lange währt, wird gut. Deswegen gibt’s jetzt diesen Blog-Beitrag über das Laufen auf Madeira, obwohl mein Urlaub auf dieser traumhaft schönen Insel bereits drei Monate zurückliegt. Madeira ist ein beliebtes Reiseziel für Natur- und Wanderliebhaber. Aber laufen? Selbst ich war skeptisch. Dennoch, die Laufkleidung und -schuhe durften einen großen Teil der erlaubten 20 kg Maximalgewicht des Koffers in Anspruch nehmen. Im „Worst Case“ werden die Laufsachen eben zum Wandern getragen. Ob es wirklich nur beim „Worst Case“ blieb oder ob sich für mich doch eine Gelegenheit ergab, meiner Laufliebe auf Madeira nachzugehen, lest ihr in diesem Beitrag.
Die Vorbereitungen
Seit meinem erfolgreich absolvierten Marathon unter vier Stunden lasse ich es mit dem Laufen etwas ruhiger angehen. Ich laufe aktuell, wann ich will, soweit ich will und so schnell ich will. Ohne Leistungsdruck durch einen Trainingsplan, der mir vorgibt, wie ich zu laufen habe. Ich verschiebe sogar das Laufen am Abend zu Gunsten von Verabredungen mit Freunden oder Kollegen – nicht andersrum. Es mag beinahe paradox klingen, aber genau das verstärkt das Glücksgefühl tief in mir, diesen Sport überhaupt ausüben zu können.
Somit habe ich vor diesem Madeira-Urlaub darauf verzichtet, Laufstrecken zu planen. Der Plan war, es spontan vor Ort auf mich zukommen zu lassen. Im Widerspruch dazu stand die Menge der Laufkleidung, die ich im Koffer verstaute. Ich wollte für den „Best Case“ gerüstet sein, nämlich innerhalb der 14-tägigen Reise mindestens vier Mal zu laufen.
Doch um ehrlich zu sein, weigerte ich mich einzugestehen, dass der „Best Case“ ziemlich ambitioniert, gar unrealistisch war, nicht nur wegen der fehlenden Laufstreckenplanung. Ausgerechnet unmittelbar vor dem Urlaub erwischte mich das böse Corona-Virus, das erste Mal! Die Symptome waren sehr mild und nach wenigen Tagen war der Spuk auch schon überstanden. Das stimmte mich hoffnungsvoll, was das Laufen auf Madeira anging.
Eine Insel voller Berge
Auf Madeira gelandet, stellten wir bereits auf dem Weg zum Hotel schnell fest, dass die Insel wirklich sehr bergig ist. Natürlich wussten wir das schon vorher – das war schließlich auch der Grund für die Wahl dieses Urlaubsortes – eine Kombination aus Bergen, Grün und Meer. Doch dass es kaum eine Straße oder einen Weg gab, der keine Steigung von gefühlt mindestens 10 Prozent hatte, überraschte mich doch. Ich wohne im Flachland. Die kleinen Anstiege in Halle (Saale), die ich für mein „Bergtraining“ nutze, sind dagegen nur unbedeutende Hügelchen.
Ja okay, die Schnellstraße durch die unzähligen Tunnel Madeiras verlief eben, zählt aber nicht – schließlich war diese ausschließlich dem motorisierten Verkehr vorbehalten.
Aus meiner Erfahrung beim Laufen während der Urlaube in den Bergen zuvor wusste ich, dass mich solche Anstiege, wie ich sie auf der Blumeninsel vorfand, gnadenlos in die Knie zwingen. Vor allem nach der Corona-Infektion hatte ich Respekt davor. Also schien es zunächst darauf hinauszulaufen, die Laufsachen für das Wandern zu zweckentfremden.
Langsam herantasten
Glücklicherweise hatten wir ein Auto gemietet. Die beste Art, um Madeira und dessen malerische Steilküsten, die Levadas (das sind künstlich angelegte schmale Bäche vom regenreicheren Norden der Insel in Richtung Süden, um diese trockenere Inselhälfte mit ausreichend Wasser zu versorgen), idyllische Ortschaften und versteckte Lokale zu entdecken. Vor allem zu Beginn des Urlaubs schätzten wir die Unabhängigkeit von irgendwelchen Reisegruppen dank unseres Mietautos. Tatsächlich auch aufgrund der frisch auskurierten Corona-Erkrankung. Mein Mann und ich spürten bei unseren Wanderungen entlang der Steilküsten und Levadas, dass uns Einiges an Kondition fehlte. Aber was soll’s? Dann machten wir einfach häufiger Rast. Meine Kamera hatte ich natürlich immer dabei. So konnten wir die wundervolle Landschaft genießen und ich die Zeit fürs Fotografieren nutzen.
Diese Erkenntnis, zusätzlich zum Fakt, dass die Insel sehr bergig ist, hielten mich zumindest zu Beginn des Urlaubs davon ab, das Laufen auf Madeira in Erwägung zu ziehen. Doch erst ganz leise und dann immer bestimmter erinnerte mich mein Läuferherz daran, dass es in unserem Hotel einen Fitnessraum gab. Mit Laufbändern. Die darauf warteten, genutzt zu werden.
Eigentlich bin ich gar kein Fan von Laufbandtraining. Laufen an einem Fleck, in einem geschlossenen Raum, so gleichmäßig. Laaangweilig! Nichts geht für mich über das Laufen in der Natur. Draußen „Strecke“ machen. Sogar im Winter bevorzuge ich bei Kälte und Schnee zu laufen, anstatt auf einem Laufband im Fitnessstudio.
Dennoch, es kribbelte in meinen Füßen. Nur mal kurz probieren. Der Vorteil des Laufbandes in diesem Fall war, dass ich einfach sofort abbrechen könnte, wenn ich mich unwohl fühlte. Ich müsste mich nicht noch von irgendwo her wieder zurück quälen, sondern konnte direkt wieder hoch ins Hotelzimmer schleichen.
Bereits am dritten Urlaubstag war es also soweit. Ich stieg aufs Laufband und tastete mich mit einer für mich sonst sehr geringen Pace heran. Alle fünf Minuten steigerte ich die Geschwindigkeit etwas. Es lief überraschend gut. Ich kam in einen richtigen Flow und schaffte es zum Schluss sogar ein paar Minuten auf meine ursprüngliche Komfortgeschwindigkeit von 5:45 min/km. Nach 30 Minuten beendete ich zufrieden und selig das Laufbandtraining. Vom Energielevel her empfand ich zwar etwa wie sonst nach einem Halbmarathon. Aber im Großen und Ganzen fühlte ich mich gut und auch mein Puls bestätigte das, den ich die gesamte Zeit im Blick behielt. Und das nur wenige Tage nach der Corona-Erkrankung. Also könnte ich mich doch beim nächsten Mal zum Laufen raus wagen?
Prioritäten setzen
In den Folgetagen hatten wir unseren Ausflugsplan so vollgepackt, dass sich erstmal keine weitere Gelegenheit zum Laufen auf Madeira ergab. Es gab einfach sooo viel zu entdecken. Meistens waren wir von früh bis zur Abenddämmerung unterwegs und genossen die Insel und Zeit zu Zweit. Ja, das hatte einfach Priorität und ließ meine zweite große Liebe – das Laufen – in den Hintergrund verschwinden. Erst sechs Tage nach meinem Laufbandtraining fand ich an einem Abend nach einem Ausflug Zeit, eine kurze Laufrunde draußen zu drehen.
Dank unserer mittlerweile zahlreichen Autotouren hatte ich entdeckt, dass der Fußweg entlang unseres Hotels im westlichen Teil von Funchal Richtung stadtauswärts gut ausgebaut war und dass dieser auch von vielen anderen Urlaubern sowie Einheimischen zum Laufen genutzt wurde. Somit lag es für mich auf der Hand, dies auch zu tun.
Das Klima auf Madeira ist für Laufbegeisterte ideal. Im Juli hatten wir tagsüber durchschnittlich 25°C, während die Daheimgebliebenen in Deutschland bei 35°C im Schatten schwitzten. Dazu wehte immer eine leichte Brise und die Luftfeuchtigkeit – zumindest auf der Südseite der Insel – war ideal, um nicht bei jeder Bewegung ins Schwitzen zu geraten.
So schlüpfte ich in meine Laufkleidung und lief direkt vom Hotel aus los. Nach ziemlich genau 2,5 km entlang der anderen Hotels, Shops und Restaurants stellte ich fest, dass der Weg einfach endete. Ich konnte trotz Stehenbleibens und einiger Sekunden an Orientierungsversuchen nicht eindeutig erkennen, ob wenige Meter weiter wieder ein Fußweg anfing. Ein Handy hatte ich zum Laufen auch nicht dabei, um in Google Maps nachsehen zu können. Auf der schon für Autos sehr schmalen Straße weiterzulaufen, kam für mich nicht in Frage. Ich drehte für diesen Abend erst einmal um. Geplant waren sowieso nur 5 km. Und das Abendbrot im Hotel wartete. 😊
Die Entdeckung einer der wahrscheinlich schönsten Laufstrecken der Welt
Nur zwei Tage später spazierten mein Mann und ich dieselbe Strecke entlang, denn das war die beschriebene Route zum benachbarten kleinen Fischerdörfchen Câmara de Lobos, das nur 5 km westlich von Funchal liegt. Als wir erneut an der besagten Kreuzung ankamen, an der ich dachte, es gibt keinen Fußweg mehr, entdeckten wir zwei Zebrastreifen, die scheinbar ins Nichts führten. Die Straße ging dort sehr steil bergab und um die Kurve. Plötzlich sahen wir jemanden diesen Fußgängerüberweg aus entgegenkommender Richtung überqueren. So beschlossen wir, uns einen Ruck zu geben und dem Zebrastreifen ins Nichts zu folgen. Von wegen! Wenige Meter später stellten wir fest, dass der Fußweg doch weiterging.
Strecke entlang der Promenade von Funchal nach Câmara de Lobos auf Madeira
Wir spazierten dann vorbei an dem längsten zusammenhängenden Strandabschnitt Madeiras, der durch den schwarzen Sand aus Lavagestein faszinierend aussah. Dort begann auch eine Promenade, die bis nach Câmara de Lobos führte. Direkt unterhalb der Steilküste. Vor allem zur Abenddämmerung, als wir dort waren, war es malerisch!
Während unseres Spaziergangs kamen uns einige Läufer entgegen. Also warum könnte nicht auch ich hier entlang joggen?
Leider neigte sich unser Urlaub nach Entdeckung dieser traumhaften Promenade bereits dem Ende entgegen. So hatte ich nur noch einmal die Chance, entlang selbiger Strecke zu laufen, nämlich am Abend vor unserer Abreise. Umso mehr genoss ich es! Dieser Lauf gehörte definitiv zu einem meiner Highlights unseres Madeira-Urlaubs. Ich fühlte mich währenddessen so frei, glücklich und dankbar für diese Minuten.
Für mich ist diese Laufstrecke eine der schönsten, die ich je gelaufen bin. Nur die Strecke von Limone sul Garda Richtung Riva del Garda am Gardasee im vergangenen Jahr kann da noch mithalten – die ich leider auch erst zum Ende des Urlaubs entdeckte und nur einmal lief.
Fazit zum Laufen auf Madeira
Ich sollte meine Strategie zur Planung des Laufens im Urlaub vorab doch optimieren. Denn so wie ich es bisher handhabe, entdecke ich ständig die schönsten Strecken erst am Ende der Reise.
Nichtsdestotrotz blicke ich insgesamt auf drei Laufeinheiten auf Madeira zurück: einmal auf dem Laufband, einmal in Funchal entlang der Hotels und Restaurants und als Höhepunkt zum Schluss einmal nach Câmara de Lobos und zurück, was mit insgesamt 10 km die längste Strecke war. Funfact: der besagte Berg hinter dem Zebrastreifen war so steil, dass ich ihn hoch gehen statt laufen musste. 😅
Das Einpacken der Laufkleidung hat sich also doch gelohnt. Ja, auf der Wanderinsel Madeira kann man auch laufen. Wenn man will und die Anstiege einkalkuliert. 😉 Schreibt mir gern in den Kommentaren, welche Erfahrungen ihr beim Laufen im Urlaub gemacht habt.
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