Marathonstaffel beim Mitteldeutschen Marathon
Ich habe bereits an unzähligen Wettkampfläufen teilgenommen. Halbmarathon und Marathon sind dabei meine gewählten Distanzen. Am 9. Oktober 2022 war das anders. Ich lief beim 19. Mitteldeutschen Marathon das erste Mal als Mitglied einer Marathonstaffel nur ein Viertel der Marathonstrecke. Ein besonderes Erlebnis. Aber eines, das ich nicht missen möchte. Es geht um Teamgeist.
Wie es zur Entscheidung kam, an einer Staffel teilzunehmen, wie die Vorbereitungen und der Lauf selbst abliefen und was das Ganze brachte, darum geht’s in diesem Beitrag.
Die Entscheidung zur Marathonstaffel
Ich habe mir für die zweite Jahreshälfte 2022 vorgenommen, an keinem Wettkampflauf teilzunehmen, zumindest nicht in den Disziplinen Halbmarathon und Marathon. Ich wollte meinem Körper ein wenig Ruhe gönnen und einfach nach Lust und Laune laufen. Somit blieb ich konsequent bei dieser Vereinbarung mit mir selbst, als mich meine Lauffreunde aus unserem Cierpinski Sport Lauftreff fragten, ob ich mich nicht auch für Halbmarathon oder Marathon beim Mitteldeutschen Marathon (MDM) oder anderen Laufveranstaltungen im Herbst anmelden würde. Ja, ich gebe zu. Sonderlich leicht viel mir das „Nein“ nicht. Ich liebe bei solchen Events die Gruppendynamik, die zu persönlichen Erfolgen beflügelt, die Atmosphäre und das intensive Gemeinschaftsgefühl zwischen uns Laufbegeisterten.
Dann passierte es. Einige Wochen vor dem MDM in Halle (Saale) fragte ein Lauffreund während einem unserer Lauftreffs, wer sich denn vorstellen könnte, mit ihm eine Marathonstaffel beim Mitteldeutschen Marathon zu bilden. Die Marathonstrecke von Leipzig nach Halle wird durch vier Personen geteilt. Der erste Läufer absolviert 12 km, alle Staffelmitglieder danach laufen jeweils ca. 10 km.
Ich überlegte nicht lang. Warum nicht? 10 km, die schaffe ich aus der „Kalten“, schließlich laufe ich nach wie vor regelmäßig und habe eine gewisse Grundlagenausdauer beibehalten. Das war die Chance trotz der läuferisch ruhigen letzten Monate als aktive Teilnehmerin die Atmosphäre der Laufveranstaltung zu erleben. Ich sagte schnell zu und unsere Vierer-Staffel war schnell vollständig.
Die Vorbereitungen
Ich bin sehr dankbar, dass ich mich um nichts kümmern musste. Beruflich waren die Wochen vor dem Mitteldeutschen Marathon mehr als gut ausgefüllt. Ein wenig plagte mich mein schlechtes Gewissen darüber, dass ich folglich nicht so aktiv an der Planung, wer an welcher Position läuft und wie am besten die An- und Abreise an den Wechselstellen organisiert wird, teilhaben konnte. Zum Glück machten das meine Teammitglieder hervorragend.
Ich überflog in unserer WhatsApp-Gruppe nur die Infos für die Marathonstaffeln, die ein Lauffreund vom Veranstalter weitergeleitet hatte. Die Beschreibung des gesamten Prozederes an den Wechselstellen erschien mir auf dem ersten Blick so verwirrend, dass ich die Planung dessen erfolgreich vor mich herschob bis kurz vor dem Termin.
Etwa zwei Wochen vor dem Mitteldeutschen Marathon, als ich es mal wieder zu unserem Donnerstags-Lauftreff schaffte, updateten mich meine Staffelteammitglieder über unsere Laufreihenfolge. Es freute mich sehr, dass sie mich als vierte und somit letzte Läuferin eingeplant hatten. Somit hatte ich die Ehre, das Highlight zu übernehmen – den Zieleinlauf. Und ich durfte am längsten ausschlafen. 😁
Dementsprechend stieg meine Motivation, doch mal den ein oder anderen zügigen Testlauf auf 10 km durchzuführen, um herauszufinden, was ich aus meinem sportlich relaxten Körper noch so rausholen kann. Ich war nicht unzufrieden. Natürlich konnte ich nicht das Level vom ersten Quartal dieses Jahres halten, als ich mich mitten im Marathontraining befand. Aber scheinbar ist im Körper eine Art Reserve, die aktiviert werden kann, wenn es drauf ankommt.
Der große Tag
Einen Tag vor dem großen Tag erreichte uns noch eine Hiobsbotschaft von einem unserer Staffelläufer. Worst Case. Er war krank und Laufen somit unmöglich. Er war zutiefst bestürzt. Auch der Rest von uns. Zusätzlich fragten wir uns voller Sorge: Was passiert nun mit unserer Marathonstaffel? Schaffen wir es nur einen Tag vorher, so extrem spontan Ersatz zu finden?
Ja, tatsächlich! Eine Lauffreundin aus unserer Laufgruppe erklärte sich bereit. Und das, obwohl sie erst eine Nacht zuvor aus ihrem mehrwöchigen Urlaub zurückkam. Wir waren sehr erleichtert und ich hatte großen Respekt für diesen kurzfristigen Einsatz. Dass es einen Austausch eines Mitglieds unserer Marathonstaffel gab, war kein Problem, da nur unser Teamname beim Mitteldeutschen Marathon angemeldet werden musste, nicht die Namen von uns einzelnen Läufern. In die Wertung ging unsere Gesamtzeit ein.
Als Dank dafür, dass meine Teammitglieder zuvor die Organisation übernommen hatten, holte ich für uns die Startunterlagen ab und verteilte die Startnummern an alle. Am Vorabend der Laufveranstaltung plante ich endlich im Detail, wie ich zu meinem Wechselpunkt kommen würde. Besser spät als nie. 😉
Dann war es soweit. Der 9. Oktober 2022. Ich stieg am Vormittag in die S-Bahn und fuhr vom Hauptbahnhof aus nur eine Station weiter, um dann noch drei km bis zum Wechselpunkt, also meinem Startbereich, zu joggen. Ein perfektes Warm-up. Ich kam lange genug vor unserer dritten Staffelläuferin an, um alles in Ruhe abzulegen und noch etwas zu trinken. Unsere Staffelläufer Nr. 1 und 2 fuhren von ihren Wechselpunkten mit dem Auto zu Meinem, um meinen Rucksack und unsere dritte Läuferin einzusammeln. Optimale Planung. So konnte ich mich mental voll auf meinen Einsatz für das Finale unserer Staffel einstellen.
Der dritte Wechselpunkt beim Mitteldeutschen Marathon
It’s my Turn
Endlich fiel mein persönlicher “Startschuss”. Unser drittes Staffelmitglied kam an und übergab mir den silbernen Staffelstab. Ich startete zügig und spürte nur so die Endorphine in mir, endlich wieder Teil eines solchen Ereignisses zu sein. Außerdem wollte ich für unser Team mein Bestes geben. Dennoch, so gut es ging, versuchte ich, die Vernunft walten zu lassen und nicht gleich zu Beginn zu ballern. Es wäre schade, wenn ich für das Highlight, den Zieleinlauf, nicht mehr genug Power hätte.
Trotzdem überholte ich viele Marathonläufer. Kein Wunder. Sie hatten bereits mehr als 30 km in den Beinen. Aus eigener Erfahrung wusste ich nur zu gut, welchen inneren Kampf man nach dieser Distanz mit sich selbst austrug. Ich wollte nicht demotivierend auf die Marathonis wirken und hielt auffällig bei jedem Überholvorgang den Staffelstab in die Höhe, um zu vermitteln, dass ich gerade erst los gelaufen bin und es völlig normal ist, dass ich noch bei solchen Kräften bin.
Während des Laufens hatte ich regelmäßig die Zeit auf meiner Laufuhr im Blick. Mein Ziel war es, so schnell zu laufen, dass unsere Staffel mit einer Gesamtzeit von unter 03:45 h ins Ziel kommt. Das hieß allerdings für mich, die 10 km mit einer Pace von weniger als 5:00 min/km zu laufen. Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
Der Zieleinlauf
Dank des Adrenalins und der Glückshormone sowie der gesamten Atmosphäre der Laufveranstaltung schaffte ich es, das Tempo bis im Ziel konstant hoch zu halten. Über meinen Puls während des Laufs spreche ich an dieser Stelle lieber nicht. Sagen wir so. Würde ich jeden Tag meine Herzfrequenz so sehr und lange an diese Maximalgrenze treiben, würde das wahrscheinlich einen Herzinfarkt verursachen. 🙈
Als das Ziel nur noch wenige 100 Meter entfernt war, wurde mir endgültig bewusst, dass ich es schaffen würde. 10 km unter 50 Minuten. Voller Freude über diese Erkenntnis holte ich meine letzten Reserven für den Zielsprint entlang des Boulevards in der Innenstadt von Halle bis zum Marktplatz heraus. Geschafft! Meine Laufuhr zeigte 49:21 Minuten an. Neue persönliche Bestzeit über 10 km.
Screenshot aus der Garmin App
Die Gesamtzeit unserer Staffel wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Doch das war erstmal egal. Viel wichtiger und schöner war es, alle anderen Läufer unserer Laufgruppe im Ziel zu sehen. Alle kamen erfolgreich an. Wir beglückwünschten uns gegenseitig herzlich und nahmen uns Zeit für ein paar Teamfotos.
Ich fand toll, dass wir uns beim MDM wirklich breit gemacht haben. In jeder Disziplin von Marathon über Halbmarathon bis hin zu 10 km waren wir mit unseren roten Cierpinski Sport Lauftreff-Teamshirts zu entdecken. Ich genoss es, mit meinen Lauffreunden bei einem Laufevent in meiner geliebten Heimatstadt die tolle Stimmung zu erleben. Zum Schluss ließen wir uns noch die Urkunde unserer Marathonstaffel ausdrucken, die dann meine Berechnungen belegte: 03:43:37 h. Yeah! Unter 03:45 h! Was für eine Teamleistung! Und das trotz fehlendem gezielten Training von mindestens der Hälfte unserer Staffel – mich selbst eingeschlossen. 😊
Fazit
Dieses Ergebnis ist für mich erneut der Beweis, wie wertvoll Gruppendynamik ist, um eigene Grenzen zu überwinden und erfolgreich zu sein. Es hat Riesenspaß gemacht, als Teil einer Marathonstaffel – eines Teams – gemeinsam für den Erfolg zu kämpfen. Ich empfehle es allen, die die Atmosphäre einer Laufveranstaltung nicht missen möchten, aber – warum auch immer – keinen Halbmarathon oder Marathon laufen möchten oder können, auf diese Weise teilzunehmen. Ich selbst mache das gern wieder, spätestens zum kommenden Firmenlauf in Halle (Saale) 2023.
Allerdings habe ich durch dieses Ereignis auch wieder Blut geleckt. Mindestens ein Halbmarathon in der nächsten Laufsaison wird es wohl wieder werden. Wenn nicht gar mehr. Es steckt eben in mir, dieses Lauffieber. Wenn es soweit ist, werde ich hier wieder berichten.
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