Silvesterlauf Halle 2020 – Jeder für sich und doch gemeinsam
Der Jahreswechsel ist bekanntlich mit Schlemmen verbunden. Wir hangeln uns von einem Weihnachtsbraten zum Nächsten. Zwischendurch noch ein paar Lebkuchen, Stolle und Plätzchen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Zum Glück gibt es den traditionellen Silvesterlauf in Halle. Das ist die beste Gelegenheit, um überschüssige Energie wieder loszuwerden. So lässt sich das Jahr doch noch guten Gewissens sportlich beenden. Normalerweise.
Wie schon beinahe das gesamte Jahr 2020 war auch der Jahreswechsel anders. Wir befinden uns mitten im Lockdown. Laufveranstaltungen vor Ort? Nur noch eine Erinnerung aus vergangenen Zeiten… So wird es wohl in diesem Jahr eine Weile weiter gehen. Die Stimmung ist für mich als Hobbyläuferin langsam im Keller. Wettkämpfe sind meine Motivation, meine Leistung auf ein höheres Level zu heben und mich ab und zu an meine Grenzen zu bringen. Doch wozu jetzt das Ganze ohne feste Termine, auf die ich mich freuen und worauf ich hin trainieren kann?
Aber zum Glück gibt es Menschen, die den Kopf nicht so schnell in den Sand stecken, kreativ werden und sich etwas einfallen lassen. Falk Cierpinski, erfolgreicher Marathonläufer, Sohn des Doppelolympiasiegers im Marathon Waldemar Cierpinski und Chef meines Lieblingssportgeschäfts Cierpinski Sport in Halle, hatte die Idee eines virtuellen Silvesterlaufs. Dank einiger helfender Hände wurde aus der Idee schnell Realität. Auch ich trug einen Teil zur Umsetzung bei. Urkunden wurden erstellt, die Presse informiert und eine Website ins Leben gerufen, auf der jeder Teilnehmer die gelaufene Zeit eintragen und sich mit Anderen messen konnte. Die Läufer absolvierten eine Strecke von fünf oder zehn Kilometern im Zeitraum vom 30.12.2020 bis 01.01.2021. Jung oder alt, Mann oder Frau, Hobby- oder Profisportler, jeder war eingeladen, teilzunehmen. Egal, wo. Jeder für sich und doch gemeinsam.
Ich ergriff direkt am 30.12. die Chance, eine Strecke von zehn Kilometern zu laufen. Mein Anspruch war es ganz und gar nicht, eine Bestzeit zu erreichen. Die Bewegung an der frischen Luft und das Wissen, eine von Vielen zu sein, die am virtuellen Silvesterlauf Halle teilnehmen, war Motivation genug.
Offenbar ging es nicht nur mir so. 365 Personen haben sich begeistern lassen und liefen insgesamt 2795 Kilometer. Unser virtueller Lauf hat sich herum gesprochen, sogar die Presse berichtete. Es gab auch Teilnehmer außerhalb unserer Stadtgrenzen. Läufer aus Merseburg, Bernburg, Leipzig, Braunschweig, München und sogar Hong Kong trugen sich in die Ergebnisliste ein. Es beflügelt sehr zu sehen, wie viele Menschen trotz der aktuell herausfordernden Zeit Freude am Laufsport haben. Und Lust auf ein bisschen Wettkampffeeling. Ich bin überrascht, dass ich es mit meiner Zeit von 52:30 Minuten unter die Top 12 der Frauen geschafft habe, obwohl ich den Lauf relativ entspannt angegangen bin.
Zugegeben, dass Konzept des virtuellen Silvesterlaufs ist nicht ganz neu. Wir haben uns vom Lauftreff des PSV Bernburg inspirieren lassen, der zuvor einen Nikolauslauf mit ähnlichem Format veranstaltete. Daran habe ich natürlich auch teilgenommen. 🙂
Wie geht es weiter? Nicht nur ich, auch viele andere Hobbyläufer haben nun Blut geleckt und Lust auf weitere (virtuelle) Wettkämpfe. Diese sind zurzeit die beste Motivation, um an sportlich gesetzten Vorsätzen für das neue Jahr festzuhalten. So viel sei verraten: Unsere Ideenschmiede arbeitet bereits auf Hochtouren an spannenden Konzepten für kommende virtuelle Laufevents.
Wer es nicht mehr abwarten kann, findet bereits jetzt überregional einige Online-Laufveranstaltungen für 2021, zum Beispiel auf lauf-weiter.de. Was ist, wenn man sich zwischen zwei Terminen zur selben Zeit nicht entscheiden kann? Dann nehmt einfach an Beiden parallel teil. Das ist immerhin ein Vorteil virtueller Events. 😉 Vielleicht hat jemand von euch eine spannende Idee für ein neues virtuelles Laufformat? Schreibt mir gern eine Nachricht.
Einstiegsfoto: Eigene Aufnahme, Silvester 2019
Thomas
Liebe Franzi,
durch Dich bin ich auf den virtuellen Silvesterlauf aufmerksam geworden 🙂 So wie viele andere auch. Zumindest kamen mir die üblichen Laufstrecken entlang der Saale deutlich voller vor als sonst. Trotz maximaler Anstrengung hat es bei mir aber nur für die Top 38 gereicht :-p
Aber dabei sein ist alles: genau wie hier auf deinem Blog, auf den ich mich sehr gern verlaufe, sogar um diese Uhrzeit noch 🙂